Nov 30, 2021
Aufgrund der angespannten Corona-Lage gibt es wieder einen neuen Beitrag von Matthias Horx, dessen Blick in die Zukunft und auf all das Erreichte, unabhängig von Corona, ich immer sehr wohltuend finde.
Dennoch meine große Bitte. Lass Dich Impfen. Hol Dir die Auffrischung. Und halt nochmal durch, auch wenn erneute Einschränkungen nicht schön sind. Gesellschaft vor Individualismus. Wissenschaftlich fundierte Fakten vor Meinungen und Gefühlen.
Der nachfolgende Text stammt aus der Zukunfts-Kolumne von
Matthias Horx:
www.horx.com/die-zukunfts-kolumne
Siehe auch: www.zukunftsinstitut.de.
Nun ist es wieder passiert. Zu grauen und nebeligen Tagen hebt wieder der große Angst- und Schreckens-Gesang an, diesmal mehr mit Wut vermischt. Viele Menschen fallen wieder in einen Taumel von Angst und Verwirrung. von Vorwurf und Verzweiflung. Wir kehren in die Spirale des destruktiven Streits zurück.
Destruktiver Streit, wie wir ihn heute wieder über Corona
pflegen, zeichnet sich dadurch aus, dass man in innerhalb des
Streites nicht mehr weiterkommt. Man tappt sozusagen im Nebel.
Destruktiver Streit basiert auf dem Prinzip des Gegenruhms: Eine
endlose Mühle von Meinungen und Schuldzuweisungen, die in sich
selbst festgefahren sind und sich gegenseitig hochschaukeln.
Staatsversagen!
Die Politik ist schuld!
Freiheitsberaubung!
Ich dreh gleich durch!
Alles Idioten!
Meinungskriege sind in ihrem Wesen narzisstisch, weil sie nicht
dem Finden eines Weges dienen, sondern dem Inszenieren der eigenen
Konstrukte. Destruktiven Streit erkennt man daran, dass er nur
Erregungen, keine Reflexion zulässt. Re-flexion heißt ja, dass man
miteinander Aspekte der Wirklichkeit »re-flektiert«. Also sich
gegenseitig auf dem Weg in eine gemeinsame Wirklichkeit
begleitet.
So haben es, wie es aussieht, die Neo-Koalitionäre in Deutschland
gemacht. Es geht also, auch bei hochkomplexen Dingen!
„Reflektieren erfordert eine unterstützende, sanfte Einstimmung
auf das Selbst statt einer urteilenden Haltung, die verhört und
abwertet. Reflexion ist ein mitfühlender Geisteszustand.”
So formulierte es der Transformationspsychologe Daniel J. Siegel in
seinem Buch „Mindsight” (Goldmann-Verlag, S. 71).
Aber was tun man, wenn man mit einem aussichtslosen fraktalen
Meinungskrieg konfrontiert ist? Dann ist es ratsam, sich bewusst zu
entziehen. Sonst wird man unweigerlich hineingezogen in die Mühle
der Erregungen. Und steckt plötzlich in einem Shitstorm, den man
selbst mit angerührt hat.
„Manche Probleme sind so komplex, dass man hochintelligent und
gut informiert sein muss, um bei ihnen unentschieden zu
sein.”
Das stammt von Laurence J. Peter, dem Erfinder des
Peter-Prinzips.
Neben Heiterkeit und Liebe wäre ein mögliches Mittel, aus dem Nebel herauszukommen, die Erweiterung unseres Wahrnehmungs-Horizontes. Ein Blick über die Dächer. Machen wir also ein kleines Experiment. Hier einige Meldungen aus der »weiten Welt«, die Sie wahrscheinlich noch nicht gelesen oder wahr-genommen haben:
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie diese Meldungen lesen? Sie
könnten sagen: Was gehen mich Impfungen in Ruanda an? Oder: Wo
stammen die Zahlen eigentlich her?
Ist das nicht geschönt?
Ist doch viel zu wenig!
Wie soll denn das die Welt retten?
Nein, es geht hier nicht darum, „ein bisschen Optimismus” zu
erzeugen. Es geht nicht um Stimmungen oder Meinungen. Es geht auch
nicht darum, ob es »genug« ist, damit wir Hoffnung haben
»dürfen«.
Es geht um die Art und Weise, wie wir Realität und Wirklichkeit,
also die Zukunft, konstruieren.
Wir schließen das, was wir für »die Welt« halten, immer in einem
engen Tunnel ein. In diesem Tunnel selektieren wir meistens die
negativen Signale, weil unser Hirn durch Jahrmillionen der
Evolution dazu geprägt ist, das Gefahrvolle überzubetonen. Das
hypermediale System, in dem wir leben, befördert diese Tunnelsicht.
Auf diese Weise verengen wir uns in der Angst. Aus diesem negativen
Narzissmus heraus entsteht leicht eine Paranoia – typisches
Anzeichen dafür sind Verschwörungs-Narrative.
Eine besondere Nörgel-Neigung, die zur Bösartigkeit tendiert.
Ein Misstrauen, das auf Selbstverwerfung basiert.
(Die Meldungen stammen übrigen überwiegend von Plattformen, die sich dem Konstruktiven Journalismus verschrieben haben. Der Medienwissenschafter Bernhard Pörksen nennt das den „Planetarischen Journalismus”.)
Komplexe Probleme sind nicht auf der Ebene ihres Entstehens
lösbar. Sondern nur dadurch, dass wir neu über sie denken lernen.
Paul Watzlawick, einer der Begründer des Konstruktivismus, nennt
das „die Sanfte Kunst des Umdenkens”.
„Die eigentliche Ursache des Leids”, schreibt Watzlawick
in seinem Weltbestseller „Anleitung zum
Unglücklichsein”, „liegt in unserer Unwilligkeit,
Tatsachen als reelle Tatsachen und Ideen als bloße Ideen zu sehen,
und dadurch, dass wir ununterbrochen Tatsachen mit Konzepten
vermischen. Wir tendieren dazu, Ideen für Tatsachen zu halten, was
Chaos in der Welt schafft.”
Die 87jährige Naturforscherin und Schimpansen-Expertin Jane Goodall hat gerade ein wunderbares Buch veröffentlicht, in dem Sie ihre Erfahrungen mit ihrem lebenslangen Kampf gegen den Artenschwund und den Tierschutz beschreibt. In Das Buch der Hoffnung erörtert sie vier Gründe, weshalb sie an die Zukunft der Menschheit glaubt:
Wenn wir den Glauben an die Zukunft verlieren, verlieren wir die
Wirklichkeit.
Wenn wir in die Wirklichkeit nur im verengten Blickwinkel unserer
Angst wahrnehmen, verlieren wir uns selbst.
Hier noch eine kleine Zusatzübung: Machen Sie den neuen GAPMINDER-Global-Wirklichkeitstest von Ola Rosling, einem guten Freund des Zukunftsinstituts, der sich auf die neuesten Daten und die „Global Goals” der UNO bezieht. Probieren Sie es. Es lohnt sich. Sie werden merken, wie sich auch ihre Haltung zum »Corona-Problem« verändert.
P.S. Auch diese Corona-Welle wird vorbeigehen. Wir werden dann viel gelernt haben. Über uns selbst. Die Gesellschaft. Und das Leben.
Ein großes Dankeschön an Matthias Horx für den tollen Beitrag und die freundliche Erlaubnis ihn teilen zu dürfen!
In diesem Sinne, bleib frohen Mutes. Wende Deinen Blick auf all das Gute, Schöne und Positive, was wir als Menschheit erreicht haben und trage bitte durch Vernunft und Impfbereitschaft dazu bei, dass Covid-19 endlich in den Status von Influenza herabrutscht.
Alles liebe und bestmögliche Gesundheit wünscht Dir,
Nele
Im MS-Perspektive Podcast stelle ich dir meine Sichtweise auf die Multiple Sklerose vor und wie du das beste aus der Diagnose machen kannst. Denn ein schönes und erfülltes Leben ist auch mit einer chronischen Autoimmunerkrankung wie Multipler Sklerose möglich. Hier findest du Informationen und Strategien, wie du aktiv Einfluss nehmen kannst. Ich will dir Mut machen und zeigen, was du alles selbst in der Hand hast. Dazu veröffentliche ich Solobeiträge mit meinen Erfahrungen zur Basistherapie, zur Ernährung, zum Reisen, Arbeiten und der Familienplanung. Außerdem interviewe ich Experten zu verschiedensten Themen rund um ein Leben mit MS. Und einige Folgen dienen der puren Entspannung, die in jedem Leben einen wichtigen Platz einnehmen sollte.